Montenegro abseits der Küste: Pelikane am Skutari-See

Montenegro ist als Urlaubsland vor allem wegen seiner Küste bekannt. Das hat seine Berechtigung, wird dem Land aber nicht gerecht, da das Inland einiges zu bieten hat. Kein Wunder, schließlich ist das Land  nach seinen Bergen (und nicht nach seiner Küste) benannt. Aber auch über die Gebirge hinaus gibt es viel Sehenswertes. Wobei es häufig nicht ausbleibt, dass man die Berge noch im Blick hat, wenn man die Schönheiten des Landes abseits von Meer und Bergen genießt.

Dies gilt auch für eine Bootsfahrt auf dem Skutarisee, dem größten See der Balkanhalbinsel, der zur zwei Drittel zu Montenegro und zu einem Drittel zur Albanien gehört. Er liegt nämlich zwischen einem weiten, teilweise versumpften Flachland im Norden und dem 1600 m hohen Gebirge Rumja im Südwesten. Wer auf dem See fährt hat eine beeindruckende Sicht, da man mehrere Bergketten gestaffelt hintereinander sieht. Und wenn man in den Abendstunden auf dem See unterwegs ist, versteht man auch, warum das Land nach „schwarzen“ Bergen benannt ist.

Vogelparadies und Naturpark

Der Skutari-See ist ein Vogelparadies und u.a. deshalb auf der montenegrinischen Seite seit 1983 Nationalpark.

Für eine Tour in einem der kleinen, zum Schutz vor der Sonne mit einem Baldachin überdachten Boote, die für ca. 20 Personen Platz bieten, empfiehlt sich vor allem der Nordwesten des Sees. Startpunkt ist Virpazar. Dort befindet sich nahe einer pittoresken Burgruine ein Parkplatz nebst einem Restaurant, in dem sich herrlich speisen lässt. Außerdem fahren von dort Mietboote ab.

Zuerst Schilf und Bäume

Diese lassen den Hauptteil des Sees sprichwörtlich links liegen und biegen unter der Eisenbahnbrücke nach rechts ab.

ME Skutarisee (67)

So gelangt man in einen flachen Bereich des Sees (an anderen Stellen ist er über 100 m tief). Dort geht es in gemächlicher Fahrt zuerst in Ufernähe vorbei an aus dem Wasser ragenden Bäumen und an Gürteln von Schilfrohr und Wasserminze.

Hier fühlt man sich ein bisschen an eine Miniaturausgabe des Mississippi-Deltas erinnert.

Gelangweilte Vögel beobachten das Boot von Baumstrümpfen herab. Andere dümpeln unbeeindruckt an dem Wassergefährt vorbei. Wir rätseln, wie diese Arten heißen mögen, werden uns aber nicht einig. Dies mindert jedoch nicht die Faszination, wenn man diese Tiere hier in ihrem natürlichen Lebensraum erlebt. Das leise Tuckern des Dieselmotors erinnert daran, dass man als Mensch nicht zu diesen Ökosystemen gehört und macht uns ein schlechtes Gewissen.

… dann Seerosenteppiche und Wassernusspflanzen

Später geht es dann durch eine lichte Stellen im Schilfgürtel, tiefer hinein in den See.

Nun lösen große Teppiche von Seerosen und Wassernüssen das Schilf und die Bäume ab.

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Auch einige Inseln gibt es in dem See.

Auf ihnen sehen wir nackte Fels, aber auch zahlreiche Baumarten wie Hainbuchen, Eichen, Erlen und Edelkastanien.

Jetzt ist es auch Zeit für einige Erläuterungen zu den naturwissenschaftlichen Besonderheiten dieses Sees durch die Reiseführerin. Unter anderem erfährt man dabei, dass im Skurati-See zwanzig endemische Tier- und Pflanzenarten, also solche, die nur hier vorkommen, gibt. Dazu gehört die Wassernuss. Ihre Frucht ist essbar und schmeckt nach Kastanie. Und sie braucht, obwohl sie auf dem Wasser wächst, Regen um zu gedeihen. Auch einige Fischarten, die noch dazu herrlich munden sollen, leben nur hier.

Diese Erläuterungen sind nicht ganz frei von dem einen oder anderen Seitenhieb auf die albanischen Nachbarn, mit denen man sich den See teilt. Hauptkritikpunkt ist hierbei, dass man auf der albanischen Seite inzwischen zwar auch den See zum Naturschutzgebiet erklärt habe, dies aber nicht konsequent durchsetzen würde.

Es werden jedoch auch Vorteile der Grenzsituation angesprochen: Da die albanische Außengrenze, die auch durch den See verläuft, früher eine der am  strengsten kontrolliertesten der Welt war, der man ungern nahe kam, sei die Flora und Fauna insbesondere an den grenznahen Teilen des Sees in besonderer Weise naturbelassen.

Krauskopfpelikan: Bedrohte Art und Touristenattraktion

Besonders ausführlich wird von den Pelikanen berichtet. Sie sind unter den Störchen, Reihern, Seeadlern und Kormoranen das Highlight der Vogelwelt hier, allerdings ist ihr Bestand – unter anderem durch den zunehmenden Tourismus, also durch Menschen wie uns – bedroht.

Störche, Reiher, Seeadler und Kormorane sehen wir nicht. Was die Pelikane angeht, haben wir jedoch Glück: In einiger Entfernung erblickt der Kapitän vor einer Insel einen halbwüchsigen Pelikan, auf den er dann in langsamer Fahrt zuhält.

Dieser lässt das erstaunlich lange Zeit geschehen, um dann doch Reißaus zu nehmen. Da er an unserem Boot vorbei muss, um auf den freien See zu gelangen, kommen wir so in den Genuss, den Start aus dem Wasserstart und den Vorbeiflug eines Pelikans aus der Nähe zu erleben.

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In der Nacht sind alle Berge „negro“

Langsam geht die Sonne unter. Während die letzten Sonnenstrahlen auf der einen Seite des Sees die Berge in mildes Licht tauchen, machen diejenigen auf der anderen Seite ihren Namen schon alle Ehre.

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Nun geht es in schnellerer Fahrt zurück. Als wir dann um 20:00 Uhr auf der Terrasse des Lokals sitzen, ist es schon fast ganz dunkel. Als dann zum Hauptgang der Fisch gereicht wird, muss man auf der nur spärlich beleuchteten Terrasse gut aufpassen, um keinen keine Gräte zu übersehen.

Jetzt sind die Berge ganz dunkel und die Burgruine neben dem Damm, auf dem die Straße und die Eisenbahntrasse verläuft, flößt als schwarzer Scherenschnitt großen Respekt ein. Dasselbe macht eine mächtige Diesellokomotive, die mit einem Signalhorn lautstark auf sich aufmerksam macht, bevor sie über diesen Damm fährt.

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