Kleiner als das Original, aber trotzdem atemberaubend: „Niagara-Fälle“ bei Podgorica
Der „frühere Staat“ (bivša država, wie man „politisch-korrekt“ das ehemalige Jugoslawien heute in seinen Nachfolgestaaten nennt) ist voll von Naturschönheiten. Plitvice, die Krka-Fälle und die Höhlen von Postojna kennt man auch im Ausland. Daneben gibt es aber noch viele atemberaubende Landschaften und Phänomene, deren Bekanntheitsgrad sich noch in Grenzen hält.
Die meisten davon findet man weit entfernt von den Städten. Anders ist dies bei den „Niagarafällen“ in Montenegro, die sich nur ca. zehn Minuten Fahrzeit von der Haupstadt Podgorica oder vom Flughafen entfernt finden. Und die zudem noch den Vorteil haben, dass man sie betrachten kann, während man auf der Terasse des dort gelegenen urtümlichen Lokals montenegrinische Hausmanskost genießt.
Aber der Reihe nach:
Montenegro ist ein kleines Land. Deshalb sind auch die dortigen „Niagarafälle“ etwas kleiner als das Original. Etwa zehn Meter fällt das Wasser der Cijevna in der Zeta-Ebene bei Podgorica in einen schmalen Canyon. Dennoch ist das Ganze mehr als imposant, vor allem, weil man sich über klitschiges Gestein bis an die Abbruchkante des Canyons wagen kann, und so aus nächster Nähe sieht, wie gegenüber das Wasser an mehreren Stellen auf breiter Front nach unten donnert.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und ein Film mehr als ein ganzes Lexikon: Deshalb sei allen Interessierten ein Flug mit der Kameradrohne über die Wasserfälle empfohlen. Dieser kann hier „gebucht“ werden.
Für diejenige, die im richtigen Leben die Wasserfälle ansehen möchten:
Der Weg zu den Fällen ist nicht eben gut ausgeschildert.Deshalbkönnen die GPS-Koordinaten nützlich sein. Sie sind 42.366 / 19.331 (Herzlichen an die Quelle)
Wenn man ankommt, sieht man als erstes ein hölzernes Restaurant mit dem naheliegenden Namen „Niagara“. Bei guten Wetter kann man auf der Terasse sitzen. Es empfehlen sich jedoch Sitzplätze im hinteren Bereich, da weiter vorne das Rauschen der Wasserfälle zwanglose Unterhaltungen erschwert.
Auch wenn man drinnen sitzt, muss man übrigens nicht auf einen Wasserfall verzichten. An der Rückwand des Gebäudes ist nämlich ein künstlicher, aber sehr realistisch wirkender Wasserfall installiert, der auf Knopfdruck Niagara-Athmospähere im Inneren des Lokals verbreitet.
Da Ganze ist übrigens keine Attraktion für Touristen. Diese finden ohnehin bislang nur selten über die kaum ausgeschilderte, asphaltlose Holperstraße hierher. Vorallem ist es ein Ort, der von Einheimischen zu besonderen Anlässen besucht wird. Insbesondere Hochzeiten und andere Familienfeiern finden hier statt.
Neben dem künstlichen Wasserfall findet sich im Inneren des Lokals auch die Fassade einer typisch montenegrinischen Berghütte. Das wirkt etwas wie die Kulisse eines Bauerntheaters. Wer sich die Accessoires dort näher ansieht, wirft aber einen tiefen Blick in die montenegrinische Seele. Eine Kinderwiege als Symbol für reiche Nachkommenschaft findet sich dort ebenso, wie eine Gusla, ein altertümliches, einsaitiges Instrument, das für Musik und die mündliche Überlieferung alter Geschichten und Ballladen steht, sowie – last not least – eine eindrucksvolle Flinte, die die Wehrhaftigkeit dieses stolzen Bergvolkes verkörpert.
Bei soviel Kultur und Natur ist es fast schnöde, von Preisen zu sprechen. Wir tun es trotzdem: Eine Skadarska-Fischsuppe kostet zwei Euro und eine Portion Grillwurst mit Beilage sechs. Gemischter Salat und 0,3 l frisch gezapftes einheimisches Bier aus Nikšić sind für je 1,30 Euro zu bekommen.
Da es auch leckere Hausbrände gibt, sollte man zuerst den Wasserfall besichigten und dann zum Essen gehen.
Übrigens sollte man bald kommen: Neuerdings baut man an einer Erweiterung des Restaurants. Der urtümliche Charme könnte also bald verloren gehen.
Hinweis:
Am Freitag, 16. August veröffentlichen wir einen weiteren Beitrag zu Montenegro abseits der Küste. Dann geht es u.a. um die Krauskopf-Pelikane am Skutari-See
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