Brexit und „YU-xit“

Beitragsbild: Visitenkarte von Tito. Quelle: Wikicommons

Die Medien sind voll von Berichten über die Brexitvorbereitungen. Was hat das mit dem ehemaligen Jugoslawien zu tun?

Viel!

Brexit schwächt Image der EU, versperrt aber auch unseren Blick auf Entwicklungen außerhalb der EU

Nicht nur, dass durch den Brexit für diejenigen ex-jugoslawischen Staaten, die noch nicht EU-Mitglied sind, die Beitrittsperspektive an Strahlkraft verliert. Darüber hinaus bewirkt die ausgiebige Berichterstattung über den Brexit auch, dass wir über die Entwicklungen im ehemaligen Jugoslawien (wie über diejenige in anderen Staaten) weniger erfahren, wenn wir nicht gezielt danach suchen. Aus dem einfachen Grund weil wegen des Fokus auf den Brexit kaum Raum für diese Berichterstattung bleibt.

Eine solche Situation gab es schon einmal.

Zu Beginn der 1990er beschäftigten sich die deutschen Medien so sehr mit der Wiedervereinigung, dass andere Themen ins Hintertreffen gerieten. Darunter auch die Entwicklungen im damals noch bestehenden Jugoslawien. Als dieses Land dann wieder aus dem „Medien-Mondschatten“ heraus war, nahm die Katastrophe schon ihren Lauf. Und viele wunderten sich, wie sich da aus einem „YU-xit“ scheinbar  „so schnell“ ein Konflikt entwickeln konnte, der in Wahrheit eine lange Vorgeschichte, die sich zunehmend verdichtete, hatte.

Wenn schon die Briten so gepalten sind, wie mag es dann erst auf dem Westbalkan sein?

Bemerkenswert ist aber noch ein anderer Zusammenhang:

Täglich hören wir derzeit, wie gespalten die britische Gesellschaft ist. Und nicht wenige von uns meist sehr EU-freundlich eingestellten Deutschen wundern sich über den großen Prozentsatz der EU-Gegnern auf der Insel, die wir bis zum Brexit-Votum offensichtlich übersehen hatten.

Wenn schon Großbritannien, das uns doch vertraut erscheint, in dieser Frage so gespalten ist und weite Bevölkerungsteile so anders „ticken“ wie bei uns die große Mehrheit, dann bekommt man ein Gefühl dafür, wie groß die Klüfte in den Gesellschaften der Jugoslawiennachfolgestaaten sind.

Gerade was EU-, aber auch NATO-Mitgliedschaft angeht, laufen dort tiefe Gräben, nicht nur in Montenegro.

Die Spaltung der Gesellschaft zeigte sich jüngst auch wieder in Serbien. Dort demonstrieren auf der einen Seite seit September an dem Samstagen Tausende gegen die Regierung Vucic. Auf der anderen säumten ebenfalls Tausende die Straße, als Vladimir Putin kam und unterstützten damit Vučić.

 

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