Mostar ist für vieles bekannt. Früher verband man mit der Stadt viel Positives, in den letzten Jahren und Jahrzehnten liest und hört man jedoch vor allem Bedenkliches.
An Street Art würden wohl nur wenige denken, wenn von der Stadt in der Herzegowina mit der markanten Brücke die Rede ist. Dabei gibt es dort so viel davon, dass wir hier mehrere Beiträge damit gestalten könnten – und werden.
Street Art Festival, das bekannter sein könnte
Entstanden sind die vielen Murale vor allem im Rahmen des jährlichen Mostar Street Art Festivals, das es allerdings noch nicht geschafft hat, sich außerhalb der Region so richtig darzustellen. Dazu später mehr.
Mostar, eine Stadt, in der „Ost“ und „West“ noch einen Unterschied macht
Den Anfang unserer Promenade durch die Bilder dieser Ausstellung der etwas anderen Art in der auch heute noch geteilten Stadt macht die Galerie an der Außenmauer des Campus der Džemal Bijedić-Universität im Osten der Stadt.
Wer von Sarajevo aus mit dem Bus kommt, fährt kurz vor dem östlichen Busbahnhof (es gibt zwei hier, ein bisschen ist das hier wie in Berlin damals, nur ist es hier vor allem die Mauer in den Köpfen, die Probleme macht) daran vorbei. Wenn man nach dem Aussteigen ca. 250 Meter zurückläuft, steht man also vor den Gemälden.
Wer mit dem Bus aus Sarajevo kommt, hat vermutlich bessere Lichtbedingungen als wir. Die Bilder hier entstanden am frühen Morgen, vor dem Frühstück, weil hinterher die Arbeit rief. Dementsprechend stark ist der Unterschied zwischen Licht und Schatten.
Wir haben sie trotzdem verwendet, da da starke Kontrast zwischen Licht und Schatten ein wesentliches Merkmal von Mostar ist. Nicht nur „lichttechnisch“.
Die Uni in diesem Teil der Stadt hat eine Mauer, weil sie sich auf einem früheren Kasernengelände befindet.
Wie man sieht, ist diese Mauer allerdings heute nicht mehr lückenlos. Was gut ist, weil sich so im Inneren weder Kasernengefühl noch Klaustrophobie breit macht. Einen durchgestylten Universitätscampus sollte man jedoch dennoch nicht erwarten.
Mind your step
Und man sollte auch ab und zu schauen, wo man hintritt. Direkt vor der Wand mit den Bildern gibt es nämlich auch Löcher, in die man leicht hineinfallen kann, wenn man nicht aufpasst:
Was schade wäre. Auch wenn die ersten Botschaften, die man an dieser Wand sieht, nicht gerade sehr inspirierend sind:
Später wird es jedoch interessanter: Die Spanne reicht von Comic-artigen Bildern
über hippie-mäßige Beschwörungen („Alle brauche Liebe“), bei denen Juden, Araber, Eskimos, Geishas und bayerische Lederhosen-Boum Hand in Hand um unseren Planeten/ein Herz fliegen
David Bowie (?) und eine Frau, die vermutlich gerade seiner Musik über die Kopfhörer lauscht, sind auch da.
Bei anderen Bildern muss man nachforschen, was der Hintergrund ist:
Von den drei Männern („Vergessen wir die Helden nicht!“) sind zwei, nämlich Avdo Humo und Mladen Balorda , Mitglieder des Widerstands aus dem zweiten Weltkrieg.
Einen Hasan Zahirović haben wir auch im Internet gefunden, aber er scheint uns nicht ganz in diese Reihe zu passen. (Infos sind also hochwillkommen)
Die nächste Inschrift regt noch mehr zum Nachdenken an:
Die Freiheit ist nicht vom Himmel gefallen
die Schwester hat drei Brüder dafür gegeben
Solche Zeilen liest man anders, wenn man in einem Land ist, in dem Krieg nicht nur eine Kapitel aus dem Geschichtsbuch ist, und sie an der Außenmauer einer ehemaligen Kasern geschrieben stehen.
Gleich daneben wird es entspannter: Love and Peace und Phantasie- Wonderland sind auch vertreten
Dann wird es mystisch:
„Augenhände“ und „Baumnasen“, was mag das bedeuten?
Und die Rätsel gehen an selber Stelle weiter:
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