Wer von Sarajevo nach Mostar (oder umgekehrt) fährt, kann versuchen, schnell anzukommen. Oder aber die vielen Geschichten links und rechts des Weges zumindest zu erahnen.
Eine davon findet man, wenn man bei Jablanica von der Hauptstraße abbiegt und ca. 200 Meter weiter fährt. Dann nämlich steht man vor den Erinnerungen an die Schlacht an der Neretva und vor einer Kulisse, die man vielleicht schon im Film gesehen hat.
Die Bedeutung der Schlacht an der Neretva
Die Schlacht an der Neretva, bei der Anfang 1943 ca. 20.000 Partisanen einem Bündnis von 150.000 Kämpfern der deutschen Wehrmacht, der italienischen Armee, des kroatischen Ustascha-Staats und der serbischen Tschetnik-Freischärler gegenüber standen, war eine der wichtigesten Schlachten während des Zweiten Weltkriegs in Jugoslawien.
- Wäre sie verloren gegangen, so hätte sie wohl das Ende der Partisanenbewegung bedeutet und die Geschichte hätte einen anderen Verlauf genommen.
- Dadurch, dass es Tito u.a. durch eine List gelang, den Untergang der Partisanen zu verhindern, festigte sie auch seinen Ruhm als genialer Feldherr.
- Gleichzeitig begründete die Schlacht, an der auf Seiten der Partsiannen Jugoslawen verschiedenster Nationalität teilnahmen, auch den Mythos von „Brüderlichkeit und Einigkeit“ mit.
- Eine besondere Note bekamen die Ereignisse außerdem dadurch, dass es gelang 4.000 verwundete Partisanen zu retten. Deshalb wird die Schlacht auch als Schlacht für die Verwundeten (Bitka za ranjenike) bezeichnet.
Brücke zerstört und wieder in Stand gesetzt
Die eben erwähnte List bestand darin, dass Tito die Brücken über die Neretva sprengen liess.
Die Wehrmacht folgerte daraus, dass Tito verhindern wollte, dass seine Kämpfer desertieren und sich auf die andere Neretva-Seite zurückziehen würden. Außerdem ging sie davon aus, dass die Partisanen nun, da die Brücke nicht mehr benutzt werden konnte, gegen Norden vorstoßen würden. Entsprechend verlegten die Deutschen ihre Truppen.
Die Partisanen setzten jedoch die Brücke bei Jablanica in Bosnien und Herzegowina wieder behelfsmäßig in Stand und griffen dann die Tschetniks auf der anderen Seite der Neretva an. Mit diesen hatten sie nun verhältnismäßig leichtes Spiel, da sie nicht auch noch gleichzeitig gegen die Deutschen kämpfen mussten.
Tito über die Schlacht
Nach dem Krieg wurdedas Ereignis propagandistisch ausgebeutet. So formulierte Tito:
«Bei der Neretva im okkupierten Europa führten wir eine der feierlichsten und humansten Schlachten – Die Schlacht für die Verwundeten. Dort entschied sich das Schicksal der Revolution. Dort gewann die Brüderlichkeit und Einheit unserer Völker.»
Film als Propaganda-Mittel und Welterfolg
Im Jahre 1969 wurde das Ereignis dann Gegenstand eines Spielfilms, der gleichzeitig einen der Höhepunkte des Genres der jugoslawischen Partisanenfilme darstellte.
Für diesen Film gelang es, international bekannte Schauspieler sowohl aus dem Ostblock wie aus dem Westen zu engagieren. Auch so machte man deutlich, dass man als Führungsnation der Blockfreien eine besondere Rolle in der Welt spielte:
So spiele der sowjetische Schauspieler Sergej Bondarčuk einen slowenischen und Yul Brynner einer weiteren, national nicht definierten Partisanen. Orson Wells und Curd Jürgens sowie Hardy Krüger spielten deutsche Offiziere.
Brücke für Film tatsächlich gesprengt, Aufnahmen unbrauchbar
Auch ansonsten wurde beim Drehen an nichts gespart. So wurde die damals vorhandene Neretva-Brücke tatsächlich gesprengt, um möglichst realistische Aufnahmen zu erhalten.
Ein Aufwand, der keine Wirkung besaß. Die Aufnahmen von dieser Sprengung waren nämlich wegen zu großer Rauchentwicklung unbrauchbar. Deshalb musste die Sprengung der Brücke nochmals in einem Filmstudio nachgestellt werden.
Insgesamt hat sich der Aufwand jedoch gelohnt. Der aktionsreiche Film wurde international ein Erfolg und sogar für einen Oskar nominiert.
Heute Touristenziel
Heute ist die zerstörte Brücke, die immer noch in das Neretva-Tal hinunterhängt, zusammen mit einem am selben Ort befindlichen Museum, das an die Schlacht erinnert, ein beliebtes Touristenziel, an dem man pitoreske Fotos machen kann.
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