Jugoslawien-Nostalgiker können derzeit ein besonderes Erinnerungsstück des früheren Staats erwerben. Die Rede ist vom Gebäude der ehemaligen jugoslawischen Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, das sich – erinnern Sie sich noch?- aus historischen Gründen in Bonn befindet.
Etwas Geld muss man dafür allerdings in die Hand nehmen. Die Rede ist von 2,7 Millionen Euro.
Und das ist nur der Anfang: Das Gebäude steht seit 18 Jahren leer und ist stark renovierungsbedürftig. Für die Sanierung, oder den Abriss und einen Neubau, muss man vermutlich noch ein Mehrfaches drauflegen.
Nur das Beste ist gut genug
Der hohe Preis wird regelmäßige Monopoly- Spieler nicht verwundern, schließlich liegt die Botschaft in Bad Godesberg in der Schlossallee – und das ist ja bekanntlich die teuerste Straße im Monopoly-Spiel.
Damit ist auch etwas über das Selbstverständnis des ehemaligen Staates ausgesagt. Als Führungsnation der blockfreien Staaten und alleinige Gralshüter des Arbeiterselbstverwaltungssozialismus als dritten Weg zwischen den damals harsch konkurrierenden Gesellschaftssystemen Kommunismus und Kapitalismus spielte man schließlich in der ersten Reihe mit.
Ein bisschen Luxus und Rheinnähe durfte da schon sein.
Bonner Bombenattentat 1962
Wer in die Geschichte der Botschaft eintaucht, stößt wiederum auf ein „Detail“ das wenig in die mitunter romantischerende Erinnerung an das ehemalige Jugoslawien passen mag. Man wird nämlich daran erinnert, dass nicht nur dieser Staat relativ hemmungslos darin war, gegen seine Gegner, auch auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland rücksichtslos vorzugehen, sondern, dass auch die Gegner dieses Staates nicht vor Mord, Totschlag und Bombenattentaten im Ausland zurückschreckten.
Den Hausmeister der Botschaft in Bonn hat das am jugoslawischen Nationalfeiertag 1962 das Leben gekostet.
Alte Wochenschau führt in andere Welt
Das Bundesarchiv hält auf seine Internetseite einen kurzen Bericht (dort 4:19) über das Attentat bereit.
Er stammt aus einer Kino-Wochenschau. Auf diese Weise informierte man sich damals, als ein Fernsehgerät zu Hause noch ein Luxus waren, über das Weltgeschehen.
Anschauen lohnt sich auch aus anderen Gründen: Ob der Bericht über den Besuch des Bundespräsidenten Lübbke in Neu-Dehli, Winston Churchills 88. Geburtstag oder Nazi-Kriegsverbrecher in Berlin Spandau.
Man stellt fest: Es war eine andere Welt damals.
Manche Dinge ändern sich jedoch nie. Das zeigt der „Ausflug in das Reich der motorisierten Unsitten“ in dieser Wochenschau.
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