Wer auf der Europastraße 75 von Budapest nach Belgrad fährt, sollte einen Abstecher nach Subotica einplanen. Außer dieser originellen bodenständigen Skulptur …
… gibt es dort nämlich noch vieles anderes zu sehen. Kein Wunder: Subotica ist die zweitgrößte Stadt der zu Serbien gehörenden Autonomen Provinz Vojvodina und Schnittpunkt verschiedener Kulturen.
Eine Stadt, zweihundert Namen
Da im Laufe der Geschichte verschiedene Völker hier siedelten und die Stadt zu verschiedenen Herrschaftsgebieten gehörte, soll sie nicht weniger als 200 (!) Namen besitzen.
Heute noch gebräuchlich sind Subotica bzw. Суботица und das ungarische Szabadka. Das erste klingt im Serbokrotischen nach „Samstagchen“, ist aber möglicherweise die Slawisierung des ungarischen szabad, das „frei“ oder „unabhängig“ bedeutet. Dann wäre es das „kleine freie Städtchen“. Im offiziellen Wappen findet sich auch heute noch die frühere Bezeichnung Maria-Theresiopolis.
Subotica ist Jugendstilstadt
Prägender Stil in der Innenstad ist der Jugenstil. Auf Schritt und Tritt stösst man auf phantasievoll gestaltete Fassaden und Skulpturen.
Eine der Besonderheiten ist die zwischen 1901 und 1902 erbaute Synagoge, die als einer der schönsten religösen Bauten in diesem Stil gilt.
Sie hat durch glückliche Umstände die Wirren der Zeit überstanden und wird derzeit aufwändig restauriert. Damit erinnert sie auch künftig an die reichhaltige, durch die Nationalsozialisten brutal beendete Kultur jüdischen Lebens in der Vojvodina.
Ebenfalls renovierungsbedürftig ist die ortodoxe Kathedrale der Heiligen Theresa von Avila.
In einem ganz anderen Stil gehalten ist das Stadtheater:
Auch Filmfans kommen auf ihre Kosten: Hier und in der Umgebung (und nicht in Ungarn) wurden nämlich die wesentlichen Teile von „Ich denke oft an Piroschka“ gedreht. (Kleiner Service für die Leser: Das Dorf in dem Film – das es wirklich gab – hieß „Hódmezővásárhelykutasipuszta“. Und für alle, denen dieses Wort schon problemslos über die Lippen geht, hier der volle Name von Hadischi Halef Omar: Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al GossarahHadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah.)
Und sogar für die Freunde indischer Meditation (sic!) hat die Stadt etwas zu bieten:
Subotica ist nämlich Sri Chinmoj-Friedensstadt.
Sri wer?
Exkurs: Wer war Sri Chinmoj
Die älteren unter uns werden sich erinnern. Es gab einmal eine Zeit, da suchten sich erfolgreiche Rockmusiker, nachdem sie ausreichend Drogen und Sex genossen hatten, einen anderen Lebensinhalt. Viele fanden diesen mit Hilfe eines indischen Gurus. Carlos Santana und John McLaughlin erwählten sich eben diesen Sri Chinmoj, der trotz des vielen Meditierens auch noch Zeit für anderes fand. Wikipedia stellt hierzu (reichlich unkritisch) fest:
Nach Angaben seiner Meditationsschüler und eigenen Aussagen verfasste Chinmoy 1500 Bücher, 115.000 Gedichte und 20.000 Lieder. Zudem zeichnete er 16 Millionen „Friedensvögel“ und gab nahezu 800 Konzerte.
Außerdem war er auch noch Langstreckenläufer. Bei diesem Pensum kann er eigentlich wenig geschlafen haben, der Herr Guru.
Santana und McLaughlin widmeten diesem Guru mit „Love, Devotion, Surrender“ auch ein eigenes Album, das etwas anders klingt als dasie meiste, was man von Santana so kennt. Wer seinen Aufenthalt in der Peace City Subotica auch zum Meditieren nutzen möchte, kann sich hiermit wunderbar darauf vorbereiten:
Der ideale Ausklang eines Tages in Subotica
Wer sich die Zeit nimmt und in Subotica übernachtet, kann die hervorragende Küche und passende Getränke dazu genießen. Besonders gut schmeckt es, wenn man sie in einem Lokal einnimmt, in dem einen noch echte Musiker mit traditionellen Weisen unterhalten.
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