Brankos Brücke: Ort der Liebe und des Todes

Ob in Paris oder Köln: Brücken sind Symbole der Liebe

Brücken sind Symbole. Auch der Liebe. Deshalb hängt man in manchen Ländern nach italienischem Vorbild Liebesschlösser an Brückengeländer. Vor- und Spitzenreiter ist in Deutschland  die Hohenzollernbrücke in Köln, deren Geländer bis auf den letzten Zentimeter so vollbehangen daherkommt, dass kein Blick durch das Drahtgeflecht auf den Rhein hinunter mehr möglich ist.

In  Frankreich am Pont des Arts, nahe dem Louvre-Museum, sind es sogar so viele Schlösser, dass man sie entfernen musste, weil die ihr Gewicht die Statik der Bücke ernsthaft gefährdete.

In Belgrad blickt man von der Branko-Brücke auf Liebesschwüre….

In Belgrad nutzt man die geschichtsträchtigste und zweitlängste Brücke, die Brankov-Most (Brücke des Branko), anders, aber ebenfalls im Sinne der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Dort verewigen Verliebte die Namen ihrer Angebeteten, Liebesschwüre und Glückwünsche auf dem Pflaster des Uferweges unterhalb der Brücke.  So sind sie für alle, die zu Fuß über die Brücke gehen, weithin sichtbar.

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Besonders gefreut hat uns, dass darunter auch eine serbo-kroatische Liebe zu finden ist.

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Ich liebe Dich seit 1.3.2016/Ich liebe Dich von Belgrad bis Zagreb

… oder man stürzt sich zu Tode

Dies alles ist umso schöner, als die Brankov-Most ansonsten eher mit Negativem verbunden wird.

Sie ist nicht nur ein Nadelöhr für den zunehmenden Autoverkehr, sondern auch gern gewählter Ausgangspunkt für den freiwilligen letzten Schritt von diesem in (je nach religiöser Überzeugung) das nächste Leben – oder in das unendliche Nichts.

Wer bei Google „Brankov most“ eingibt, erhält als erste Ergänzung „samoubistvo“ (Selbstmord).

Muss man mehr sagen?

Zwei Schriftsteller Branko: Einer gab den Namen für die Brücke, der andere sprang von ihr

Näheres zum Ursprung dieser unseligen Tradition weiß Wikipedia auch in deutscher Sprache:

Der Name der Brücke ist inoffiziell und steht am Ende einer bizarren Kette von Ereignissen. Der offizielle Name während der kommunistischen Herrschaft war Brücke der Brüderlichkeit und Einheit (Most bratstva i jedinstva), aber der Name setzte sich in der Bevölkerung nicht durch: Sie wurde meist „Brücke in der Branko-Straße“ (nach Branko Radičević, einem serbischen romantischen Dichter), oder Savski most/Savabrücke genannt. Die Bezeichnung Brankov most setzt sich endgültig durch, nachdem ein anderer Schriftsteller, Branko Ćopić, mit einem Sprung von der Brücke am 26. März 1984 Selbstmord beging.

Brücken „Made in“ und „destroyed by Germany

Die Branko-Brücke ist übrigens“ Made in Germany“.

Sie wurde nämlich 1956 – als Balkenbrücke mit der damals längsten Stützweite der Welt – vom deutschen Unternehmen MAN errichtet.

Auch die Vorgängerbrücke, die den Namen König Aleksandars trug,  war in Deutschland entstanden.

Sie wurde von der Gutehoffnungshütte, Aktienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb (kurz GHH), mit Sitz in Oberhausen in einem Joint Venture mit der  französischen Société de construction des Batignolles erbaut.

Zerstört wurde sie dann im Zweiten Weltkrieg von Deutschen alleine.

Beinahe die größte Katastrophe der Rockgeschichte 

Im Jahr 2007 wäre die Brücke wegen der Nachlässigkeit der örtlichen Behörden um ein Haar Schauplatz eines Unglücks mit vielen hundert Todesopfern, das gleichzeitig als größte Katastrophe der Rockgeschichte in die Annalen eingegangen wäre, geworden.

Anlass war ein Konzert der Rolling Stones für das man die Brücke gesperrt hatte, um den Fans einen Fußweg aus der Innenstadt zum Konzert zu bieten, da man am Ort des Geschehens nicht ausreichend Parkplätze hatte. Leider hatte man die Sache mit der Eigenfrequenz vergessen, so dass die Brücke unter den Schritten tausender Füße zu schwingen anfing.

Glücklicherweise waren die serbischen Stones-Fans intelligenter als die Behörden und befolgten den Rat einiger, die die Nerven behielten, einfach stehen zu bleiben.

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