In Sarajevo trifft manches aufeinander, was anderswo säuberlich getrennt wird. Nicht ungewöhnlich, wenn man sich sogar auf dem Gehweg als „meeting point of cultures“ zu erkennen gibt.
Das führt mitunter zu einem Aufeinandertreffen von Dingen, das für Einheimische völlig normal ist, von Außenstehenden aber als „clash of cultures“ empfunden wird.
Eine für letztere besonders unerwartete Mischung, nämlich das konfliktfreie Nebeneinander von Sozialismus und königlich bayerischen Lebensart, findet man – wenn man genau hinsieht – in einem Lokal in der Baščaršija
Genosse und Staatschef auf Lebenszeit Tito einvernehmlich neben einem „Königlich Bayerischen Bierkrug“.
Aber vielleicht sind das ja gar keine so großen Gegensätze?
Tito umgab sich schließlich gerne mit einer royalen Aura. Und Biertrinken ist in Bosnien, trotz der vielen Moscheen, keine Sünde, sondern ein beliebter Zeitvertreib – übrigens auch bei manchen Frauen.
Wenn Sie das wundert, wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt, bei Ihrem Bild vom Islam und den Muslimen den „Reset“-Knopf zu drücken.
Bei den Christen befürwortet schließlich auch nur eine relativ überschaubare Minderheit Kreuzzüge und Inquisition; und da die meisten katholischen Ehepaare nur wenige Kinder haben, dürften von ihnen nicht alle Regeln aus Rom streng befolgt werden….
Das Verhältnis desjenigen, der Tito hier eingerahmt hat, zum Abgebildeten scheint übrigens nicht frei von einer gewissen ironischen Brechung zu sein.
Auf dem Bilderrahmen hat er nämlich geschrieben:
Diese Stadt ist glücklich/muß glücklich sein,
wenn ich ihr einziges Problem bin.
Hinter diesen Zeilen steckt vermutlich wieder eine eigene Geschichte, die noch erzählt werden müsste.
Offene Augen und nach Möglicheit Sprachkenntnisse: Wenn man dies sein eigen nennt, dann kann man hier viele solcher stories still to be told finden.
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