Jugoslawien: Sehnsuchtsland für Linke und Nackte

Jugoslawien-Sehnsucht Nr. 1: Die Arbeiterselbstverwaltung

Jugoslawien war in Deutschland Sehnsuchtsland für ganz unterschiedliche Menschen.

Zum einen gab es welche, die auf der Suche nach einem besseren Gesellschaftssystem waren. In Jugoslawien, so konnte sie lesen, herrschte – neben dem lieben Onkel Tito, der sich gerne mit internationalen Filmstars umgab – der Arbeiterselbstverwaltungssozialismus, bei dem –  zumindest der Theorie nach – die Werktätigen in Basiseinheiten über die Führung ihres eigenen Unternehmens entschieden.

Die Arbeiterselbstverwaltung war jedoch ein Nischenthema für eine Minderheit unter deutschen Linksintellektuellen. Wesentlich größer war der Konsens bezüglich Jugoslawiens bei einem anderen Thema, auf das sich zehntausende von Deutschen einigen konnten.

Das Thema hätte im angeblich so prüden Mittelalter keinen aus dem Zuber des Badehauses gelockt,  war dann Anfang des 20. Jahrhunderts ideologisch sehr besetzt in den 1970-ern zu einer touristischen Massenerscheinung.

Jugoslawien-Sehnsucht Nr. 2:  Baden oben und unten ohne

Die Rede ist davon, dass man, so wie Gott einen nun einmal geschaffen hat (einschließlich aller „Add-Ons“, die man mit den Jahren selbst hinzuerworben hat), baden geht und sich sonnt.

In der deutschen Sprache gibt es hierfür eine Abkürzung, die ähnlich schneidig klingt wie die Bezeichnung eines Schnellfeuergewehrs: FKK.

Istrien in den 1970-ern nicht in Kroatien?

Die Beschäftigung mit diesem Thema enthüllt einiges. Unter anderem auch, wie wenig man sich in Deutschland Gedanken über die inneren Verhältnisse in Jugoslawien und sogar die dortige Geographie gemacht hat – und macht.

In einer Reportage des Stern vom 09. Mai 2016 14:14 Uhr unter dem schmachtenden Titel „Europa FKK-Strände in alten Fotos: Hüllenlos im heißen Sand“ heißt es etwa :

„Nudisten-Camp in den 1970er Jahren in Istrien. Damals lag die Adria-Halbinsel noch in Jugoslawien – und nicht in Kroatien.“

Hier muss also ein geologisches Ereignis stattgefunden haben, gegenüber dem die Wegnersche-Kontinentalverschiebung Slow Motion ist.

Aufgrund der politischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte muss Istrien von Jugoslawien nach Kroatien gerutscht zu sein.

Die Moral von der Geschicht`

Man merke sich:

Freizügigkeit bei der Bekleidung wird nicht immer von Offenheit gegenüber den Verhältnissen am „Ort der Enthüllung“ begleitet.

Die Änderung von politischen Verhältnissen führt nicht zu Veränderungen der Geographie. Istrien war schon immer in Kroatien. Außerdem gibt es – auch wenn in Kreuzworträtseln noch so oft danach gefragt wird, kein „ehemaliges Ostdeutschland“.

Politische Verhältnisse sind das eine, Geografie ist das andere.

Nur wer das verstanden hat, kann sich einen freien Geist nennen. Ob er dann dabei die Unterhose anlässt oder nicht, ist Neben- oder Geschmackssache.

In diesem Sinne : Živeo FKK!  Es lebe das Freie klare  Kapieren!

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