Wir haben eine weitere Möglichkeit gefunden, uns während der Reisebeschränkungen zumindest virtuell in das ehemalige Jugoslawien zu begeben. Dieses Mal nicht auf kulinarische, sondern auf akkustische Art. Mittels Internet über das Mobiltelefon und der App „ExYu Radio“ hören wir jetzt beim Joggen in Deutschland dieselben Sender, wie wir das bei unseren Morgenläufen auf den beruflichen und privaten Reisen in das Sendegebiet der dort vertretenen Sender tun.
Da wird der Rhein in Bonn dann zur Donau in Belgrad und die fränkischen Hügel zu Bosnien. Proieren Sie es!
Einige Stationen haben wir uns als Favoriten eingerichtet. Dazu gehört der montenegrinische Sender Radio Elmag Pop Rock der überwiegend Rock und Pop aus Jugoslawien spielt.
Außerdem haben wir auch zwei Sender voreingestellt, auf denen zwar „na nasem“ gesprochen, aber überwiegend anglo-amerikanische Rockmusik gespielt wird und die dazu noch mit einer breiten Musikauswahl glänzen.
Das eine ist „Radio 100“ aus Zagreb, das andere „Rock Radio“ aus Belgrad. Letzterer macht an manchen Tagen Werbung damit, dass sich innerhalb 24 Stunden kein einziges Lied wiederholen würde. Ein gewaltiger Vorteil, wenn man in einem Gebiet wohnt, das terrestrisch vor allem von Formatsradios, die nur eine beschränkte Anzahl aktueller Hits in der Dauerwiederholungsschleife bringen, beschallt wird!
„Rock Radio“ bringt ca. zwei Drittel internationalen und eines jugoslawischen Rock. Von daher ist er auch für Nicht-Jugos ein gutes Mittel, in die diesbezügliche Szene des ehemaligen Staates in einem Umfeld, in dem man hauptsächlich Vertrautes hört, hineinzuschnuppern.
Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man auch Lieder hört, an die man schon seit Jahren nicht mehr gedacht hat. Unser diesbezügliches Highlight in den letzten Tagen war „Locomotion“ von Grand Funk Railroad, das wir zuletzt in den 1970er (damals aber häufig) gehört haben.
Außer dem Sitz des Senders nichts mit Jugoslawien zu tun hat die Radiostation „Mini Radio Rockn
Roll“, die ihren Sitz in Prilep in Nordmazedonien hat. Der hat sich zu einem unserer Favoriten entwickelt, da wir dort vielen frühen Perlen der populären Musik wiederbegegnen, die wir schon lange nicht mehr aus dem Plattenschrank geholt haben. (Mehr, auch nicht so bekannte Chuck Berry-Songs haben Sie vermutlich noch nie auf einem Sender gehört.)
Natürlich gibt es nicht nur Musiksender zu hören, sondern auch die offiziellen staatlichen Radiostationen und alternative Sender mit betont journalistischem Amspruch. Neben musikalischen Fluchten bietet die App also auch die Möglichkeit zur Konfrontation mit der rauen politischen Wirklichkeit. Dies noch dazu aus oft sehr unterschiedlichen Perspektiven.
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