Die auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens entstandenen Staaten sind junge Demokratien mit einer oft unübersichtlichen Medienlandschaft, die sich Ausländern kaum erschließt. Noch weniger ist über die Geschichte der Presse auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens bekannt.
Deshalb wollen wir einen Blick in diese werfen.
Herrmann Wendel: Journalist, Balkanforscher, Sozialdemokrat
„Reiseführer“ in die publizistische Vergangenheit ist ein Text aus dem Jahr 1926 aus der Feder des 1936 im französischen Exil verstorbenen Journalisten und Balkanforschens Herrmann Wendel, den wir nachfolgend vollständig abdrucken. Dabei haben wir ihn für die heutigen Lesegewohnheiten und das Medium Internet durch Zwischenüberschriften, erläuternde Einleitungen und zusätzliche Absatztrennungen aufbereitet. Bei dem Text in Kursivschrift handelt es sich jedoch um den ungekürzten und unveränderten Originaltext aus dem in Berlin erschienenen Buch „Aus der Welt der Südslawen – Politisches, historisches, sozialistisches, nebst zwei südslawischen Fahrten nach Nachdichtungen südslawischen Lyrik“.
Hermann Wendel, der ihnen beim Besuch dieser Internetseite noch häufiger begegnen wird, gilt als einer der Begründer der deutschsprachigen Südslawistik. Wendel war auch Politiker. Unter anderem saß er von 1912-1918 für die SPD im Reichstag. Diese politische Orientierung prägte auch seine Texte. Seine Verbindung zu “Südslawien“ kam übrigens über den Journalismus. Während der Balkankriege hielt es sich nämlich als Korrespondenz der SPD-Zeitung „Vorwärts“ in Serbien auf. Im Nationalsozialismus wurden sämtliche seiner Schriften verboten.
Erste Periodika in eigener Sprache sind kein Erfolg
Einleitend macht Wendel deutlich, dass den ersten Versuchen, Blätter in eigener Sprache zu etablieren sowohl im serbischen wie als slowenischen als auch im kroatischen Sprachraum kein großer Erfolge verbeschieden war:
Ein im nationalen Sinne junges Volk wie die Südslawen muß einer Jahrhunderte zurückreichenden Presseüberlieferung entbehren. Das erste kurzlebige serbische Blatt, „Serbskija Novine“, wurde 1791 in Wien gedruckt, das erste slowenische Journal, „Lublanske Novice“, erschien von 1797 bis 1800 in Laibach, und nach dem Versuch der Franzosen, für die illyrischen Provinzen ein Amtsblatt in der Volkssprache aufzulegen, brachte erst die Bewegung des Illyrismus den Kroaten i835 mit den ,,Novine Hrvatske” oder wie sie bald hießen, ,,Narodne Ilirske Novine“ ihre eigene Zeitung.
Daß auf weiten Strecken die dünne Bildungsschicht des Südslawentums wenn nicht gar entnationalisiert, so doch gewohnt war, ihre geistigen Bedürfnisse in der Sprache eines der älteren großen Kulturvölker zu decken, stellte eines der schwersten Hemmnisse für die Entwicklung auch der periodischen Literatur dar. Als 1813, wiederum in Wien, die „Novine Serbske“ gegründet wurden, wies das Blatt sieben Jahre später — bei mehr als tausend serbischen Gemeinden im Habsburgerstaat ! — nur hundertsiebenundvierzig Bezieher auf und erlag 1822 der gänzlichen Teilnahmslosigkeit derer, für die es bestimmt war. Um dieselbe Zeit hatte die Regierung die Erlaubnis zur Herausgabe einer kroatischen Zeitung erteilt, aber der „Oglasnik Ilirski“ erblickte nie das Licht der Welt, weil kein Kroate weit und breit Neigung zeigte, das geplante Unternehmen auch nur durch ein Abonnement zu unterstützen, und in den fünfziger Jahren kamen, allerdings während des presse- und kroatenfeindlichen Regimes Bach, die „Narodne Novine“ über eine Auflage von dreihundert Exemplaren nicht hinaus.
Werben für die nationale Sache – in Fremdsprachen
Dann berichtet er davon, dass man bei der Propagierung der nationalen Sache in den eigenen Reihen erstaunlicherweise auch mehrfach Fremdsprachen benutzt. Nicht irgendeine, sondern die Sprache derjenigen politischen Gebildes, von denen man sich eigentlich unabhängig machen wollte:
Mehr als einmal suchte auch die nationale Propaganda der südslawischen Stämme unter den ihren in der ihnen geläufigeren fremden Buchsprache zu werben; 1849 erschien bei den Kroaten die „Südslavische Zeitung“ deutsch, 1862 in Dalmatien „17 Nazionale“ italienisch und 1865 für die Slowenen „Triglav“ deutsch. An jene Zeit erinnern „Zagreber Tagblatt“ und „Morgen“ in Agram und „Die Drau“ in Osijek, die weder wie die „Belgrader Zeitung“ zu Aufklärungszwecken im Ausland gegründet noch wie das „Deutsche Volksblatt‘ in Neusatz für die mehr als eine halbe Million Deutscher in Südslawien geschrieben, sondern schlecht und recht Kroatenblätter deutscher Zunge sind.
Zensur und restriktive Pressegesetzgebung
Danach berichtet er, dass die Entwicklung einer freien Presse sowohl in Serbien wie in Kroatien lange durch die Obrigkeit behindert wurde.
Ob sie nun wie in der Donaumonarchie einer Fremdherrschaft frohndeten oder sich wie in Serbien eine eigene Staatlichkeit gezimmert hatten, länger als anderwärts hemmte bei den Südslawen auch das Mißtrauen der Gewalthaber die freie Entfaltung einer wirklichen Journalistik.
Die Situation in Serbien
In dem patriarchalisch-despotischen Fürstentum Serbien herrschte, was rohe Unterdrückung der Meinungsfreiheit anging, noch lange nach 1848 der Vormärz, eine selbst maßvolle Kritik an der Regierung mußte sich in Emigrantenblätter des Auslandes wie die 1864 in Genf erscheinende „Sloboda“ flüchten, und des Dichters Djura Jaksic zwei Briefe an die Zensur, die dasteht „in der einen Hand ein Vorhängeschloß, in der andern einen leeren, doch unersättlichen Beutel“, waren nicht die einzigen Aufschreie gepeinigter Schriftsteller. Das Jahr 1889 brachte ein freiheitlicheres Preßgesetz, aber auf die Dauer hielt es nicht vor, und noch 1898 wurde durch ein Gesetz, das von jedem Redakteur Hochschulbildung verlangte und fünftausend Dinar Zeitungskaution festsetzte, die öffentliche Meinung gründlich mundtot gemacht. Erst mit dem Fall des korrupten Obrenovic-Regimes 1908 zeigte sich eine entscheidende Wandlung zum Besseren, obwohl Sozialisten und Republikaner auch jetzt noch in der von Amts wegen gerühmten „schrankenlosen Preßfreiheit“ ein Haar fanden.
Der Hinweis darauf, dass man zur Gründung einer Zeitung eine bestimmte Mindestausbildung der Verantwortlichen und ein gewisses Kapital (zur Absicherung von Schadensersatzansprüchen gegen die Zeitung wegen möglicher falscher Bereichterstattung) verlangte, ist deshalb interessant,da nach unserer Erinnerung im autoritären Kroatien der 1990er Jahre von Abgeordneten ähnliche gefordert wurde.
Die Situation in Kroatien
Noch schlimmer als in Serbien scheint die Presse im habsburgischen Kroatien gegängelt worden zu sein:
Erst recht huldigten die habsburgischen Büttel der Ansicht, daß Gazetten nie genug genieret werden können, da sie aus jedem Artikel, der die nationale Sache der Serben, Kroaten oder Slowenen verfocht, ein Hauch von Hochverrat und Staatsverbrechen anblies. Wo es ihnen denn nicht gelang, Federn zu kaufen, strebten sie, sie zu zerbrechen; der berüchtigte Cuvaj, 1912 als Königlicher Kommissar mit unbeschränkten Vollmachten über Kroatien gesetzt, schlug mit zweihundert Zeitungskonfiskationen in drei Wochen einen Weltrekord. Der große Krieg vollends, der sich an der südslawischen Frage entzündet hatte, schuf freie Bahn für jede schamlose Knebelung der Presse in den südslawischen Landesteilen; wo es nicht glückte, Herausgeber und Redakteure in Internierungslager zu verschleppen, legte man die Blätter durch plötzliche Einberufung des gesamten technischen Personals lahm, und was dergleichen k. und k. Tücken mehr waren.
Analphabetismus als Hemmschuh
Es waren jedoch nicht nur obrigkeitliche Maßnahmen, die der Entwicklung einer auflagenstarken Presse entgegenstanden:
Kaum in geringerem Maße als die Fremdtümelei der Oberschicht und die Faust der Polizei verschüttete der Analphabetismus der Volksmasse die Entwicklungsmöglichkeiten des südslawischen Zeitungswesens. Heute weist Südslawien, allerdings mit starker Abstufung je nach dem Landstrich, noch rund 63 Prozent des Lesens und Schreibens Unkundiger auf, das heißt: von seinen mehr als zwölf Millionen Einwohnern bilden nicht einmal fünf Millionen eine Basis für den Journalkonsum. Wenn sich denn der Bauernführer Radic, der bei den Skupstinawahlen von 1928 zwei Drittel aller kroatischen Stimmen einheimste und in seinen Organisationen anderthalb Millionen Mitglieder zählen will, seinen Anhängern nur in einem bescheidenen Wochenblättchen, „Slobodni Dom“, offenbart, und wenn die stärkste Partei Bosniens und der Herzegowina, die Südslawische Muselmanische Organisation, die im gleichen Jahr 112000 Wählerstimmen heimbrachte, mit einem dürftigen, vierseitigen Tageblatt kleinen Formats, „Pravda“, auskommt, so liegt des Rätsels Lösung darin, daß in Kroatien von der Bevölkerung des flachen Landes 85 Prozent und von den bosnischen Moslems gar 96 Prozent bedrucktes Papier nicht zu entziffern vermögen.
Presseboom mit Beginn des 20. Jahrhunderts und weiterer Aufwind nach dem Ersten Weltkrieg
Die Situation besserte sich jedoch mit Beginn des neuen Jahrhunderts:
Trotz alledem geben die Südslawen, politisch geweckt und rege, wie sie sind, ein druck- und lesefreudiges Völkchen ab. In einem bekannten Gedicht Vojislav Ilics gelangt ein Serbe in den Himmel und wird vom lieben Gott aufgefordert, seine Wünsche ungescheut kundzutun.
Und der Serbe spricht zum allmächtigen Herrn:
„Irgendein Zeitungsblatt hätte ich gern, zu lesen,
wie’s drunten geht,
und wie der Wind vor den Wahlen weht.“
Kopfschüttelnd meint der Herrgott: Das kann nur ein Serbe verlangen! Um dieses Bedürfnis auf Erden zu befriedigen, gab es 1909 insgesamt 169 serbische Zeitungen und Zeitschriften, von denen im Königreich Serbien 116, allein in Belgrad 79, herauskamen, zwei Jahre später erschienen auf dem kroatischen Siedlungsgebiet 241 Journale und Revuen, davon in Kroatien 133, in Agram allein 121, und 1912 belief sich die Zahl der slowenischen Zeitungen und Zeitschriften auf 122. In der Sonne der jungen Freiheit nach 1918 schossen neue Blätter zahlreich auf; die politischen und wirtschaftlichen Organe vermehrten sich binnen drei Jahren von 85 auf 218, von denen 76 auf Kroatien-Slawonien, 35 auf Serbien und Montenegro, 32 auf Slowenien, 28 auf die Vojvodina, 25 auf Bosnien-Herzegowina und 23 auf Dalmatien entfallen.
Kritik und Lob
Wendel sieht in der Pressevielfalt jedoch nicht nur Positives:
Wenn Agram und Belgrad mit einer Einwohnerzahl von etwas über 100000 jenes 35, dieses 28 Blätter auf weist und das nur halb so große Laibach ihrer 21 besitzt, so enthüllt das die für Südslawien typische Überproduktion an Publizistik. Zudem steckt, der geringen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes entsprechend, die „Stinnesierung“ (= Verquickung von politischer und wirtschaftlicher Macht, benannt nach dem deutschen Unternehmer Hugo Stinnes ) der Presse, ihre Unterwerfung unter Wirtschaftskonzerne, erst in ihren Anfängen, wenn auch Kapitalistengruppen und Banken als Hintermänner und Geldgeber dieses oder jenes Blattes genannt werden, und Agram auch schon die üblichen großstädtischen Inseratenplantagen kennt. Aus den drei Ursachen, Überzahl an Zeitungen, Kapitalmangel und Analphabetismus, entspringen mit Notwendigkeit die, an mitteleuropäischer Elle gemessen, Bedeutungslosigkeit und die geringe Auflagenziffer der meisten Blätter.
Jedoch sieht er auch positive Entwicklungen:
Technisch am „abendländischsten“ ist, nach Wiener Mustern, derAgramer „Obzor“ geleitet, der, ein Greis neben den „Rijec“, „Slobodna Tribuna“, „Narodna Politika“, „Hrvat“, ,,Jutarnji List“ und ,,Novosti“, schon seit mehr als zwei Menschenaltern erscheint. Auch die Presse Sloweniens steht auf einer ansehnlichen Höhe, nicht zuletzt dank der weitgediehenen Schulung des nur zehn Prozent Analphabeten zählendenVolkes; „Slovenec“, „Slovenski Narod“ und ,,Jutro“ sind, obwohl einer Partei untertan, doch nicht in dem Sinne esoterische Organe eines kleinen Leserkreises wie die serbischen Parteiblätter, die meist nur in wenigen tausend Exemplaren abgezogen werden. In Belgrad, über dessen Boulevard, die Terazije, das Geschrei der Camelots hallt: „Samoupraval“, „Pravdal“, „Vreme!“, „Demokracija!“, „Balkan”, ,,No vostil“, wird am häufigsten zu „Politika“ und „Beogradski Dnevnik“ gegriffen. Dieser steht ganz auf den zwei Augen seines Herausgebers Krsta Cicvaric, eines der eigenwilligsten und persönlichsten südslawischen Journalisten, des serbischen Harden (gemeint ist Maximilian Harden, der von 1892–1922 die kritische Wochenzeitschrift „Die Zukunft“ herausgab), der Tag für Tag eine Spalte seines Blattes und mehr mit den apodiktischen Sätzen seiner Leitartikel füllt.
„Politika“ dagegen ist eine unpersönlichere, reichhaltige und gut redigierte Zeitung, die, wie die meisten ihrer Schwestern, Pariser Vorbildern nachstrebend, auch Karikaturen zur Tagespolitik bringt; ihren nationalistischen Einschlag verleugnet sie nicht, aber ihre Leiter zahlten für ihre Überzeugung nicht nur mit Tinte: von ihren Herausgebern, den drei Brüdern Ribnikar, fielen zwei an zwei aufeinander folgenden Tagen des Jahres 1914 an der österreichischen Front. Daß „Beogrddski Dnevnik“ und „Politika“ zu Werbezwecken ihre Weihnachtsnummer 1928 in erhöhter Auflage, jener von dreißigtausend, diese von fünfundfünfzigtausend Exemplaren, herausbrachten, läßt Schlüsse auf die normale Stückzahl dieser gelesensten Blätter der Hauptstadt zu.
Danach schlägt Wendel jedoch wieder kritische Töne an:
Aber die Vielheit kleiner und kleinster Zeitungen wirkt nicht nur auf Umfang und Verbreitung, sondern auch auf den Inhalt verengend ein. Wenn sich in den großen Berliner und Königsberger, Hamburger und Kölner, Frankfurter und Münchner Zeitungen zunächst die Politik und Kultur des gesamten Reichs statt der engeren Gemeinschaft spiegelt, sind die Belgrader Preßerzeugnisse in erster Reihe serbische, die Agramer kroatische, die Laibacher slowenische, die Spa-latiner dalmatische, die Neusatzer vojvodiner Blätter; so wohl der Berichterstattung als der redaktionellen Behand lung nach kommt ein Landesteil desto weniger zur Geltung, je entfernter er ist; wahrhaft südslawische Blätter, die eine journalistische Synthese der Stämme und Gaue böten und das Ganze als ein Ganzes erscheinen ließen, fehlen bis auf diesen Tag noch.
Die Begrenzung durch Lokal- und Provinzialhorizonte kommt auch im Ton der südslawischen Blätter zum Aus druck. Im leidenschaftlichen Parteienkampf dieses Landes fliegen immer die Späne, aber auch der Unsentimentale empfindet es zum mindesten als überflüssig, wenn ein Leitartikel die verstorbene Frau eines im Vordergrund stehenden Poli tikers und Staatsmannes mir nichts dir nichts eine Hure heißt, und der Außenseiter kommt auf eigentümliche Vermutungen, wenn manche Blätter jeden Vertreter anderer Meinung unbesehen und sofort als „placenik“, als Söldling von irgendwem herunterreißen.
Vergleich mit Blättern in Österreich und Deutschland
Hierbei geht er jedoch nicht nur mit der südslawischen Presse, sondern auch mit derjenigen in Österreich und Deutschland zu Gericht und kommt so insgesamt zu einem versöhnlichen Urteil über die sich damals entwickelnde Presselandschaft Südslawiens:
Aber es gibt nicht nur Blätter von einer vorbildlich beherrschten und tadellosen Haltung wie der angesehene „Trgovinski Glasnik“ in Belgrad, sondern auch der allgemeine Verkehrskomment der südslawischen Presse ist besser als ihr Ruf, und daß der „zügellose Ton“ der Belgrader Zeitungen nach dem Attentat von Sarajevo von den Kriegstreibern des Ballplatzes (hiermit meint Wendel die Außenpolitik der k.u.k. Monarchie. Hintergrund ist, dass sich dessen Außenministerium in Nr. 2 des heutigen Ballhausplatzes befand) zur Aufstachelung des Spießbürgers gegen Serbien benutzt wurde, war vollends eine schwarzgelbe (schwarz-gelb war die Flagge des Kaiserhauses und gleichzeitig offizielle zivile Nationalflagge der österreichischen Reichshälfte der Doppelmonarchie) Frechheit, denn was das moralische Unterfutter ihres Kamisols angeht, konnte sich die serbische Presse immer noch neben der von gewerbsmäßiger Verleumdung der Südslawen lebenden durchschnittlichen Wiener Journalistik sehen lassen, der ein Treitschke bescheinigt hat, daß sie „die unsittlichste Presse Europas“ sei, und selbst bei den „balkanischsten“ der balkanischen Blätter könnten Produkte wie der „Völkische Beobachter“ und der „Miesbacher Anzeiger“ noch heute einen Anstandskurs nehmen.
Optimistisches Resume wegen wachsender thematischer Breite
Am Ende aber entspringt eine gewisse Hemdärmligkeit des Stils nur der Eigenschaft, die sich im guten und schlechten am ehesten verlieren wird, der Jugend der südslawischen Presse.
Daß die Entwicklung der periodischen Veröffentlichungen rasch fortschreitet, zeigt die Ausbreitung der Zeitschriften, die, vierhundertdreißig ander Zahl, der Wissenschaft und den Künsten, dem Bergsport und dem Briefmarkensammeln, dem Bankwesen und der Schiffahrt, dem Kino und der Mode, der inneren Mission und dem „Zenitismus“, der südslawischen Spielart des Expressionismus, und so vielem andern noch dienen. Darunter sind literarisch-kritische und ethisch-kul turelle Revuen wie, um nur ein paar zu nennen, „Srpski Knjizevni Glasnik“ und ,,Misao“ in Belgrad, „NowEvropa“ und „Jugoslovenska Njiva“ in Agram und ,,Ljubljanski Zvon“ in Laibach, die nach Aussehen und Inhalt jedem grö ßeren Volk von älterer und reicherer Kultur wohl anstehen
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