Jugoslawien gibt es nicht mehr.
Was aber in einer solchen Situation, wenn man eine schöne und informative Reliefkarte des Landes besitzt, deren Aussagekraft über die Geografie durch die politischen Veränderungen ja nicht leidet?
Zum Wegwerfen ist sie zu schade, aber mit der Aufschrift „Jugoslavija“ konnte man sie offensichtlich auch nicht weiter verwenden.
Institut findet pragmatische Lösung
Ein Institut in Belgrad hat eine Lösung gefunden und den ursprünglichen Staatsnamen mit einer neuen Bezeichnung überklebt. „Die Region“ heißt es nun dort, auf Serbisch in kyrillischer Schrift und in Englisch.
Wir vermuten, dass diese pragmatische Umbenennung schon vor einiger Zeit erfolgte, da wir eine interessante schleichende Änderung im Sprachgebrauch bemerkt haben.
Umschiffung eines Unworts im Wandel
Direkt nach dem Auseinanderfallen des früheren Staates war der Gebrauch des Wortes „Jugoslawien“ ein „No Go“.
Deshalb musste man dann, wenn man Gemeinsamkeiten der neu entstandenen Staaten betonen wollte, ein anderes Wort als Oberbegriff finden.
Soweit wir es beobachten konnten, war „Region“ der Oberbegriff der ersten Generation. Etabliert wurde er vor allem durch die EU. Wohl auch deswegen, da damals in der Region selbst kaum jemand Gemeinsamkeiten betonen wollte. Nach und nach wurde der Begriff dann jedoch auch in den Ländern selbst übernommen wurde.
Später wurde dieses Wort, nun in den Nachfolgestaaten selbst, durch die Wendung „früherer Staat“ (bivša država) ersetzt. Was bemerkenswert ist, da dadurch nicht nur geografische Nähe, sondern ehemalige politische Gemeinsamkeiten und sogar eine gemeinsame Sozialisation ausgedrückt werden.
Jemand, der diese Bezeichnung verwendet, nimmt nicht nur notgedungen auf geografische Nähe Bezug, sondern auf biografische Gemeinsamkeiten. Vor allem dann, wenn er noch das besitzanzeigende Fürwort „naša“ (unser) voranstellt und „naša bivša država“ (unser gemeinsamer Staat) sagt.
In einer nächsten Stufe war dann auch „naša bivsa zajednička država“ (unser ehemaliger gemeinsamer Staat“) zu hören.
Mittlerweilen ist auch das manchen zu sperrig und sie sagen wieder unumwunden „Jugoslavija“.
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