Und wieder einmal ist Fußballweltmeisterschaft. Beteiligt sind zwei Teams aus jugoslawische Nachfolgestaaten, nämlich Kroatien (Gruppe E) und Serbien (Gruppe D).
Dies ist ein guter Anlass, einen Blick zurück in die Fußballgeschichte des ehemaligen Jugoslawiens zu werfen.
Dabei sollen die Weltmeisterschaftsteilnahmen im Vorgerund stehen. Außerdem rufen wir einige deutsch-jugoslawische Fußballbegegnungen in Erinnerung.
Premierenteilnehmer mit langer Anreise
Jugoslawien gehörte zu den Teilnehmern an der ersten Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguays Hauptstadt Montevideo.
Weit weg, denken Sie jetzt? Fast am „A… der Welt“?
Verkehrstechnisch war dies sicher so, vor allem, weil es noch keine Transatlantik-Flüge gab. Deshalb reisten alle europäische Mannschaften gemeinsam mit einem Passagierschiff an.
Fußballtechnisch gesehen lag der gewählte Veranstaltungsort damals jedoch im Zentrum des Geschehens, schließlich dominierten zu dieser Zeit südamerikanische Mannschaften das internationale Fußballgeschehen, das sich weitgehend bei den Olympischen Spielen abspielte.
Deshalb – und wegen der langen Anreise – fanden zwar sieben Mannschaften aus Südamerika, sowie die USA und Mexico den Weg zur Meisterschaft (zu der man sich damals noch nicht qualifizieren musste), aber nur vier europäische.
Neben Belgien, Frankreich und Rumänien war dies Jugoslawien.
Streitigkeiten zwischen Belgrad und Zagreb im Vorfeld
Der Teilnahme der jugoslawischen Mannschaft waren einige Streitigkeiten vorausgegangen, bei denen die Grenzlinie zwischen den verschiedenen Parteien derjenigen bei späteren Konflikten ähnelte. Wikipedia schreibt hierzu:
Im jugoslawischen Verband gab es bereits einige Zeit vor dem Turnier Streitigkeiten zwischen serbischen und kroatischen Funktionären, da der Sitz des Verbandes von Zagreb nach Belgrad verlegt wurde. Aus diesem Grund weigerte sich der regionale Verband Zagrebs, der ohnehin gegen eine WM-Teilnahme war, die Meisterschaft wegen der WM zu unterbrechen bzw. zu verschieben. Dieser Weigerung schlossen sich kurz darauf die Verbände von Split, Sarajevo und Subotica an. Dies führte dazu, dass Boško Simonović 13 Spieler von führenden Belgrader Vereinen nominierte. Zusätzlich wurde ein Spieler von Vojvodina Novi Sad nominiert und drei Legionäre, die in Frankreich aktiv waren.
Halbfinalteilnahme
Trotz dieses holprigen Beginns schlug man sich wacker und wurde Sieger der Gruppe 2, vor Brasilien(!) und Bolivien, die man 2:1 bzw. 4:0 geschlagen hatte.

Übrigens erzielte Aleksandar Tirnanić bei dem Spiel gegen Brasilien das erste Tor der jugoslawischen WM-Geschichte.
Jugoslawien zog so ins Halbfinale ein. (Das war auch das bisher einzigen Mal, dass nur eine einige europäische Mannschaft das Halbfinale bzw. die Zwischenrunde vor dem Finale erreichte.) Dort ging man zwar in der vierten Minute in Führung, schon zur Halbzeit lag man jedoch 3:1 zurück. Letztendlich musste man sichdem zweifachen Olympiasieger Uruguay (und späteren Weltmeister) mit 6:2 geschlagen geben.
Einen Achtungserfolg hatte man dennoch erzielt.
Spuren in der Filmgeschichte
Damit hat die Teilnahme an der ersten Fußball-WM einen ähnlichen Stellenwert im kollektiven Bewußtsein wie in Deutschland das Wunder von Bern. Ebenso wie dieses hat es auch Spuren in der nationalen Filmgeschichte hinterlassen.
Die WM-Teilnahme 1930 und der Weg dorthin bildeten nämlich das Thema des 2010 erschienen Films Montevideo – Taste of a Dream des Regisseurs Dragan Bjelogrlić, der später auch seine Fortsetzung in einer äußerst erfolgreichen TV-Serie fand.
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