Kroatischer Fašnik bereitet Kopfschmerzen

(Quelle des Beitragsbildes: facebook/dugineobitlej)

Der Fasching/Karneval ist vorbei. Ab Aschermittwoch herrscht dann oft Kopfweh und – vor allem bei denen, die nicht bis zum Exzess mitgefeiert haben – Kopfschütteln über das, was manche in der „Fünften Jahreszeit“ so verzapft haben.

Das gilt auch für Kroatien.

Fasching und Karneval auch in Kroatien

Ja, richtig, auch dort feiert man die närrische Saison. Und auch dort bezeichnet man sie regional unterschiedlich: Nicht verwundern wird Sie, dass er bei den einen „Karneval“ heißt. Wer jedoch den anderen Begriff vernimmt, wird vielleicht denken, er hätte sich verhört: Aber es heißt tatsächlich „Fašnik“.

(Dass man deutsche Wörtern in die eigene Sprache übernimmt und dabei die Reihenfolge der Buchstaben vertauscht oder das betreffende Wort anderweitig verballhornt, kommt in der Region öfters vor: So sprechen viele von Fernsehern, die  von „Grunding“ hergestellt wurde, und greifen, wenn sie ihn reparieren wollen, zum „šrafciger“.)

Wer Kroatisch oder einer verwandte Sprachvariante versteht, kann das Nebeneinander zwischen „Fašnik“ und „Karneval“ bei einem vom landesweiten Sender HRTV ausgestrahlten Streitgespräch zwischen dem Journalisten Dragan Markovina und dem Vorsitzenden des kroatischen Helsinki Komitees Ivan Zvonimir Cicak, das sich auf YouTube findet, beobachten.

 

Anlass dieses Streites ist ein Faschingsscherz – oder das, was einige dafürhalten.

Heißer Fašnik

Bevor von diesem die Rede sein wird, soll darauf hingewiesen wird, dass es in Kroatien in der fünften Jahreszeit üblich ist, Puppen zu verbrennen. Ursprünglich waren das wohl irgendwelche anonyme Puppen, Platzhalter für böse Geister, die es zu vertreiben galt.

Neuerdings verbrennt man auch gerne mal personifizierte Puppen, beliebt sind Kopien lebender Politiker.

Pro-LGBT-Buch öffentlich verbrannt

Beim Fasching in Kastel, nahe der dalmatinischen Hafen- und Touristenstadt Split verbrannte man nun ein Buch. Diese Publikation mit dem Titel „Meine Regenbogenfamilie“ war vorher schon hochumstritten, da es homosexuelle Lebensgemeinschaften und Familien, bei denen die Eltern dasselbe Geschlecht haben, als etwas, das nicht unnormal oder pervers ist, darstellt.

Das Buch richtet sich an Kinder und ist ein Bilderbuch. Deshalb wählten die „Scherzbolde“ für ihre Bücherverbrennungsaktion nicht irgendeine Fašniks-Veranstaltung, sondern einen Kinderfasching.

Die Diskussion im Rahmen des genannten Politmagazins ist höchst interessant, weil sie einen Blick in die Befindlichkeit vieler Kroaten erlaubt.

Der beteiligte Journalist vertritt dabei die Auffassung, dass es im Fasching nicht erlaubt sei, alles und jeden durch den Dreck zu ziehen – oder ersatzweise auch zu verbrennen. Die fünfte Jahreszeit solle nämlich Freiräume dafür schaffen, sich unter dem Schutz der Masken über Mächtige und Höhergestellte lustig zu machen.

Eine andere Sache wäre es jedoch wenn, wie hier wohl geschehen, auch mit Unterstützung der herrschenden Lokalpolitik massiv Stimmung gegen eine Gruppe gemacht wird, die ohnehin schon unter Druck steht. Vor allem, wenn Kinder dabei die Adressaten sind.

Wer jetzt erwartet, dass der Vorsitzende des kroatischen Helskinkikommitees, immerhin eine Menschenrechtsorganisation, dies genauso sehen würde, wird überrascht sein.

Er  zitiert wiederholt den Spruches, dass man über Geschmack nicht streiten dürfe und wirft dem Journalisten „Totalitarismus“ vor (6:31 des Videos).

 

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