Phönix aufgetaucht aus Ruinen: Vom „Kiebitz“ zur „Möve“ – Titos schwimmende „Airforce One“

Quelle aller Bilder dieses Beitrag: Robert F. – https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Roberta_F.?uselang=de

Tito: Trotz Flugangst weitgereist

Was im Westen wenige wissen: Tito war zwar sehr weltläufig, hatte aber Flugangst.

Deshalb stieg er zu Staatsbesuchen nur dann ins Flugzeug, wenn er es wirklich nicht vermeiden konnte.

Zug und Schiff als Alternative

Dennoch absolvierte er mit Verkehrsmitteln, die heute keiner mehr für solche Zwecke verwenden würde, ein beträchtliches Pensum an Auslandsreisen.

Dies zum einen mithilfe seines“ Blauen Zugs“ (von dem wir bei anderer Gelegenheit sicher noch berichten werden) und eines umgebauten Schiffes, das urspünglich für sehr prosaischere Verwendungen vorgesehen war.

„Airforce One“ a la YU

Was den US-Präsidenten heute die „Airforce One“ ist, war für Tito nämlich seine Staatsyacht die „Galeb“ (Möve“).

Galeb schild

Yacht klingt eigentlich etwas mickerig, andere sprechen von einem „schwimmenden Palast“.

Das Schiff hatte – vor allem für eine „Yacht“ beträchtliche Ausmaße:

Länge                                                        123,6 m
Breite                                                        15,13 m
Seitenhöhe                                               7,35 m
Tiefgang                                                   max. 4,95 m
Verdrängung                                          3,667 t
Besatzung                                                67
Maschinenleistung                                7.200 PS (5.296 kW)

Vom Aschenputtel zur Prinzessin (und zurück): Karriere eines Schiffes

Es war jedoch ursprünglich für wesentlich niedrigere Verwendungszwecke gebaut und durchlebte auch ein Schicksal, das es wenig wahrscheinlich machte, dass es als Luxustransportmittel eines glamourösen Staatschefs wieder auferstehen (bzw.: nachdem es schon versenkt worden war, wieder gehoben werden) würde.

Kühlschiff, Hilfskreuzer, Minenschiff

Im Jahre 1938 wurde es nämlich als Kühlschiff gebaut, im Zweiten Weltkrieg wurde es zuerst von der italienischen Marine als Hilfskreuzer eingesetzt und dann von der deutschen Kriegsmarine zum Minenschiff umgebaut (und mit einem anderen Vogelnamen, nämlich „Kiebitz“ versehen).

Kurz vor Kriegsende, im November 1944, schien sein Schicksal beendet. Damals wurde es nämlich im Hafen von Rijeka versenkt.

Wiederauferstanden zuerst als Schulschiff, dann als Staatsyacht

Die jugoslawische Marine hob es jedoch wieder, ohne dass man damals an eine staatstragende Einsatzmöglichkeit dachte. Das Schiff wurde nämlich zum Schulschiff umgebaut.

Später entstand dann jedoch die Idee, es zur luxuriösen Staatsyacht umzubauen. Und so fuhr es dann von 1952 bis Titos Tod mit dem Staatschef an Bord zu verschiedenen Staatsbesuchen.

Dreimal um die Erde mit gekrönten Häuptern und Filmdivas

Mehr als 86.000 Seemeilen liegt das Schiff in dieser Funktion zurück, das ist ungefähr dreimal um die ganze Erde. Mit an Bord waren stets eine Bordkapelle.

Und nicht selten prominente Gäste. Beispielsweise

  • Königin Elisabeth II.
  • Kaiser Haile Selassie
  • Leonid Breschnew
  • Gamal Abdel Nasser
  • Kurt Waldheim
  • Elizabeth Taylor

Mit dem Ende Jugoslawiens verblasste auch der Glanz des Schiffes. In den 1990-ern lag es vor der montenegrinischen Küste und wurde wie so vieles in dieser rechtlosen Zeit geplündert.

Auferstehung die Zweite (?!)

Dann schien es sich – zum zweiten Mal – wie Phönix aus der Asche zu erheben:

Die montenegrinische Regierung veräußert das Schiff an einen griechischen Investor, der Großes damit vorhatte, und es in Kroatien aufwändig renovieren lassen wollte – dem aber das Geld ausging.

Galeb Entfernung

Außerdem wurde das Schiff von den kroatischen Behörden (die Jahre später, nämlich im Jahre 2017, den Namen Titos aus dem Zagreber Stadtplan strichen) zum nationalen Erbe erklärt. Damit konnte es nicht mehr außer Landes gebracht werden und lag wiederum mit ungewisser Zukunft vor Anker.

Danach erwarb es die Stadt Rijeka für ziemlich günstige 150.000 $ um es zum Museumsschiff auszubauen. Demnächst wird man es also bei einem Tagesausflug im Rahmen eines Badeurlaubs in Istrien besuchen können.

Themse + Tito = Mega Medien-Show

Seine wohl größte Stunde hatte das Schiff als Tito damit zum Staatsbesuch nach Großbritannien fuhr.

Damals fuhr er mit der „Galeb“ auch die Themse aufwärts, für die letzten Kilometer zum Händedruck mit der Queen musste allerdings in ein kleineres Schiff, das von der britischen Marine begleitet wurde, umsteigen.

Das waren beeindruckende Szenen, die man heute auch noch in (englischsprachigen) Wort und Bild nachvollziehen kann.

 

 

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