Das Problem
Das Ende der gewalttätigen Konflikte auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens ist beinahe zwei Jahrzehnte her. Dennoch sind Handfeuerwaffen und anderes Kriegsgerät nach wie vor ein großes Problem.
Illegaler Waffenbesitz war aber schon vor Ausbruch der Konflikte der Neunzigerjahre keine absolute Seltenheit.
Wer Vorfahren hat, die sich gegen die Osmanen erhoben, oder als Partisanen der deutschen Besetzung widersetzten, trennt sich nur schwer von seiner Waffe (oder der des Vaters oder auch Großvaters) – weil man ja nie weiß, ob man sie noch braucht.
Montenegro bei Morden vorne
Soviele Waffen in Privatbesitz schaffen natürlich Probleme. Besonders groß sind diese in Montenegro. Believe it or not: Der bei uns vorallem in Urlaubskatalogen wahrgenommeAdria-Anrainer ist nämlich das europäische Land mit der größten Rate von Morden, die mit Schußwaffen verübt werden..
In Montenegro werden nämlich statistisch auf 100.000 Einwohner jährlich 3,5 und in der Hauptstadt Podgorica 4,74 Menschen getötet, wobei in 70 % der Fälle eine Schußwaffe zum Einsatz kam. (In Albanien liegt die Mordrate mit 5 Opfern pro 100.000 Einwohnern höher, jedoch kommen dabei weniger Schusswaffen zum Einsatz.)
Straffreiheit gegen Schusswaffenabgabe
Deshalb geht man in Montenegro neue Wege und fordert im Rahmen einer Aktion
Poštuj život, vrati oružje!
Achte das Leben, gib´ deine Waffe ab !
dazu auf, illegale Waffen abzugeben. Im Gegenzug wird für den illegalen Waffenbesitz, der im Normalfall mit einer Mindestgefängnisstrafe von drei Monaten geahndet wird, Straffreiheit zugesichert.
Seit Mitte 2005 konnte man auf diese Weise nicht nur 1500 Handfeuerwaffen, sondern auch 307 Handgranaten und über 20.000 Schuss Munition sicherstellen.
Einige weitere Zahlen aus der Region
Land oder Stadt Mordopfer auf 100.000 Einwohner pro Jahr
Serbien 2,21
Belgrad 2,39
Kosovo 3,07
Pristina 1,76
Bosnien und Herzegowina 1,76
Kroatien weniger als 2
Mazedonien weniger als 2
Und Deutschland?
Übrigens:
- Auch in Deutschland (Tötungsrate in 0,8 auf 100.000 Einwohner) können Sie bis Sommer 2018 straffrei unerlaubte Waffen abgeben.
- Bereits 2009 hatte es eine solche Amnestie gegeben. Damals waren bundesweit rund 200.000 Schusswaffen abgegeben worden
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