Jede Gesellschaft hat ihre Freiräume. Auch für die traute Zweisamkeit.
Bis zu einem gewissen Alter tut es ein im Dunklen geparktes Auto, damit man im Widerschein des Amaturenbretts einen Blick in das Paradies werfen kann.
Irgendwann wird man dann bequemer. Wenn dann die Begleitumstände „etwas kompliziert“ sind, kann das mit dem Kurzzeitzugang zum Paradies kostenintensiv werden.
In den Ex-YU-Staaten gibt es für solche Hotelaufenthalte jedoch eine Kostenbremse. Dort gibt es in manchen Hotels nämlich den „Tages-Aufenthalt“ (Dnevni bravak, daily accomodation) zum halben Preis.
Ursprünglich wurde dieser Aufenthalt vermutlich einmal erfunden, um müden Urlaubern, die die Nacht durchgefahren waren, eine Mütze voll Schlaf zu ermöglichen, bevor sie die letzte Etappe zum Urlaubsort in Angriff nahmen.
Mittlerweilen findet man ihn jedoch auch an Plätzen, wo dieses Szenario eher unwahrscheinlich ist.
Welchen Sinn sollte es also haben, ein Hotelzimmer tagsüber zu mieten?
Auch die lokale „Gelbe Presse“ vermutet, dass es bei dem „Tagesaufenthalt“ vor allem um „unehrenhafte Zwecke“ („nečasne“ svrhe) geht.
Deshalb haben wir auch eine Fußnote als Beleg für unsere Vermutung, für dieses Phänomen, das wohl nicht nur uns verwirrt hat:
Fenomen ponude dnevnog boravka po hotelima je dugo bio nerazjašnjen. Naime, gosti su se zbunjivali kada dođu na redovnu rezervaciju, a onda vide u ponudi „dnevni boravak“ za koji nisu bili sigurni šta je./Das Phänomen des Angebots eines Tagesaufenthalts in Hotels war lange ungeklärt. Die Gäste, die aufgrund einer üblichen Reservierung kamen und dann sahen, dass ein „Tagesaufenthalt“ angeboten wird, wunderten sich, da sie nicht wussten, was das ist.
Und müssen zur näheren Erläuterung nicht mehr erzählen von den eindeutigen Geräuschen aus dem Nebenzimmer am hellichten Tag in dem Hotel in Serbien, und dem Bodybuilder mit den zwei Mädchen im Arm, der am frühen Nachmittag vor uns an der Rezeption eines Tagungshotels in Bosnien und Herzegowina eingecheckt ist.
„Dnevni boravak“ ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass Begriffe kontextabhängig sind. Deshalb können sie, je nach Zusammenhang, etwas völlig anderes bedeuten.
In Einrichtungshäusern und Frauenzeitschriften geht es dann, wenn dieser Begriff verwendet wird, nämlich um Wohnzimmereinrichtung.
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