Briefe an jemanden schreiben, den es nicht gibt, macht man meist nicht mehr, wenn man aufgehört hat, an den Weihnachtsmann zu glauben.
Noch weniger Sinn macht es – zumindest außerhalb sehr privater Beziehungen – Briefe an Tote zu schreiben. Zumal, wenn man von der Weltanschauung her nicht unbedingt an ein Leben nach dem Tode glauben sollte.
Der 1980 verstorbene Genosse Tito bekommt solche Post jedoch heute noch. Einiges davon wird in Belgrad nur wenige Meter von seinem Grabmal entfernt ausgestellt.
Die Schreiben bedauern einen allgemeinen Sittenverfall und beklagen sich – ganz so, also ob es früher keine gegeben hätte – über selbsternannte Eliten, die sich schamlos bereichern. Das alles wäre zu Lebzeiten des Genossen Tito anders gewesen. Deshalb folge man heute noch seinem Weg.
Beinahe religiös wird es, wenn vom „körperlichen Abschied“ (fizički rastanak), den man vor 30 Jahren vom Adressaten genommen hat, die Rede ist. Hier liegt die geistige Wiedervereinigung post mortem förmlich in der Luft.
Neben den Briefen gibt es noch ein Gästebuch zu sehen und zu studieren. Darin tragen sich auch Gäste aus der östlichen Ferne ein.
Was sie schreiben, können wir leider nicht mitteilen. Andere Einträge verstehen wir dagegen schon:

Ein Besucher aus Polen, einem Land, das früher auch vorgab, kommunistisch zu sein, kommt mit einem Eintrag in englischer Sprache allen entgegen, die die Landessprache nicht verstehen:
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