Wer Anfang August in Bosnien Radio hörte oder Fernsehen sah, hätte denken können, er ist wieder in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er Jahren: Alle Nachrichtensendungen fingen mit dem Familiennamen „Schmidt“ an. Dieses Mal war der Vorname jedoch nicht Helmut, sondern Christian.
Der ehemalige Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft hat seit kurzem das nicht einfache Amt des Hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina übernommen. Mit diesem Amtswechsel sind dort einige Hoffnungen verbunden.
Deshalb nehmen wir ihn zum Anlass, das Land, das wir kürzlich das erste Mal seit Beginn der Pandemie wieder bereist haben, in einigen Beiträgen vorzustellen. Dabei wollen wir keine historische oder politische Einführung geben, sondern mit kurzen Eindrücken und vielen Bildern Lust machen auf ein europäisches Land, das für viele ein mit negativen Vorzeichen besetztes terra incognita ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf zwei für das Land historisch sehr bedeutenden Städten, nämlich Jaice und Travnik.
Wegen Corona: Kein unbeschwertes Reisen
Auslandsreisen haben etwas Unwirkliches zu Coronazeiten. Vielleicht fühlt sich so jemand, der aus dem Gefängnis entlassen wurde? Endlich wieder frei, aber gleichzeitig noch unsicher. Und dann ist da auch noch das Gefühl, etwas zu tun, was möglicherweise nicht erlaubt ist.
Gut, verboten. Ist eine solche Reise nicht. Auch bin ich geimpft und habe einen nachvollziehbaren familiären Grund dafür. Unsicherheit bleibt dennoch. Auch deswegen, da man ja beim Losfahren nicht unbedingt weiß, welche Vorschriften bei der Rückreise gelten.
In Anbetracht der Situation sind erstaunlich viele, die leicht als Touristen erkennbar sind, mit dem Ziel kroatische Küste unterwegs. Dementsprechend lang sind die Schlangen an den Grenzen. Auf die einige mit einem ungeduldigen Hupkonzert reagieren.
Wenn man dann an die Reihe kommt, geht es doch sehr schnell. Die Frage nach dem Test oder im Nachweis hat offensichtlich diejenige danach, ob man etwas zu verzollen hat, ersetzt.
In Slowenien bremst ein Starkregen das Fortkommen. In Kroatien geht es dann erstaunlich zügig voran.
Einziger Gast in Banja Luka
Bei Banja Luka übernachtete ich in einer Pension mit angeschlossenem Restaurant direkt am Fluß Vrbas. Ich kenne sie von vorherigen Reisen und hier war immer sehr viel los. Heute bin ich der einzige Gast. Die Chefin setzt sich zum Abendessen zu mir und erzählt, dass das seit Monaten so geht. Ihre Mitarbeiter habe sie nach Hause schicken müssen. Jetzt hofft sie auf die Hochzeitssaison im Herbst.
Anderntags genieße ich bei einem deftigen Frühstück, den Blick über den Vrbas.
Wiederum bin ich der einzige Gast.
Ich habe es nicht eilig, da der die übliche Fortsetzung des Aufenthalts in Bosnien mit einem Aufenthalt gerade Urlaub an der kroatischen Küste dieses Jahr ausfällt.
Durch die Schlucht des Vrbas
Eine entspannte Haltung ist auch gut so, da die Strecke durch die Schlucht der Vrbas einiges an Konzentration fordert. Rechts sind Felswände, links geht es so steil hinab, dass einem ein Airbag wohl wenig helfen würde. Außerdem sind da noch die Tunnel.
Wir sind in Bosnien, sehen aber auch kroatische Fahnen. Vorhin in Banja Luka waren es noch serbische.
Bei meinen früheren Aufenthalten hatte ich mich an diesen Umstand schon gewöhnt. Jetzt fällt es mir wieder auf. Offensichtlich ht die lange Coronapause wieder sensibel für Details gemacht.
Idyll in Krupa an der Vrbas
Krupa an der Vrbas. Wie oft bin ich schon durchgefahren. Jetzt nehme ich mir die Zeit und fahre ab zu dem kleinen Wasserfall.
Nur wenige hundert Meter von einer belebten Überlandstraße tut sich ein bosnisches ländliches Idyll auf.
Das Wasser rauscht, die Mühle klappert
und der Brauch der Liebesschlösser an den Brücken hat auch hier Anhänger gefunden.
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