Ein weiterer Partisan tritt ab: Leonard Cohen hinterläßt auch im „ehemaligen Staat“ Spuren

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Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Rama?uselang=de

Leonard Cohen ist tot.

Das ist traurig.

Was aber hat das mit dem ehemaligen Jugoslawien zu tun?

Viel!

Viele Anhänger im Land der „Kantautori

Nicht nur, dass Cohens Tod auch dort, von Kroatien  bis Serbien, betrauert, und der kanadische Musiker  als – Bob Dylan wird es wenig freuen – „größter Dichter unter den Musikern“  bezeichnet wurde.

Cohen wurde im Staat zwischen Triglav und Vardar mit seiner blühenden Szene der „Kantautori“ (Liedermacher oder Singer Songwriter) nicht nur gehört, sondern er hat dort auch andere Musiker inspiriert.

Am deutlichsten wird das anhand der übersetzten Coverversionen –  die man besser Nachdichtungen nennen sollte.

Verschollenes Cohen-Album in Kroatisch

In den 1970-ern hatte Arsen Dedić, den viele als den maßgeblichen kroatischen „Kantautor“ bezeichnen, sogar ein ganzes Album mit Übersetzungen von Cohen-Songs aus der Feder von die Nikica Petrak  aufgenommen. Dieses ist allerdings nie erschienen. Angeblich, weil die Bänder bei der Post-Produktion in der Plattenfirma Jugoton versehentlich gelöscht wurden.

Von vier dieser Lieder gibt es jedoch weitere Aufnahmen. Dazu gehört etwa Nancy (To sve je davno sad)

oder der Strangers Song

Vorahnung von Krieg und zerstörten Städten

Besonders eindrucksvoll  – oder sollte man sagen: beklemmend – sind die Vorahnung von Krieg und zerstörten Städten in  Stories of the Street (Ulične priče).

Dedic hat auch Cohens The Partisan  in einer eigenen Version eingespielt.

Ein Lied, das besonders gut zu Jugoslawien mit seinem offiziellen Narrativ passt. Dabei hält er sich, ebenso wie bei seinen anderen Cohen-Interpretationen, musikalisch eng, um nicht zu sagen: sklavisch, an das Original. Dazu gehört auch mehrstimmiger französischer Gesang am Ende.

(Wieder einmal) eine eigen Sicht der Dinge: Džoni Štulić

Freier ging dieses Lied Branimir „Džoni“ (Johnny) Štulić, ehemalige Mastermind der Kultband Azra,  an.

Bei ihm klingt das Intro fast wie „Lily of the West“ in der Version von Bob Dylan. Und auch inhaltlich geht er eigene Wege: Hier stirbt nicht eine alte Frau, die die Partisanen nicht verraten möchte, sondern ein junges Mädchen. Und die genauen Umstände ihres Todes bleiben im Unklaren.

Auch bei Štulić ist von drei Partisanen, von denen nur einer den Tag überlebt, die Rede. Bei ihm ist es jedoch nicht der Sänger. Dies gibt dem Lied eine andere Wendung, durch die dem Partisan auch seine Unverwundbarkeit genommen wird.

Und da wo es bei Cohen heißt

Through the graves the wind is blowing

singt Štulić

grobnica je javna kuća

Der Friedhof ist ein Bordell

Im Land der Partisanen eigentlich ein Afront!

Vermutlich hätte die Version von „Džoni“ Štulić  Leonard Cohen besser gefallen als von Dedić!

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