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Leonard Cohen ist tot.
Das ist traurig.
Was aber hat das mit dem ehemaligen Jugoslawien zu tun?
Viel!
Viele Anhänger im Land der „Kantautori„
Nicht nur, dass Cohens Tod auch dort, von Kroatien bis Serbien, betrauert, und der kanadische Musiker als – Bob Dylan wird es wenig freuen – „größter Dichter unter den Musikern“ bezeichnet wurde.
Cohen wurde im Staat zwischen Triglav und Vardar mit seiner blühenden Szene der „Kantautori“ (Liedermacher oder Singer Songwriter) nicht nur gehört, sondern er hat dort auch andere Musiker inspiriert.
Am deutlichsten wird das anhand der übersetzten Coverversionen – die man besser Nachdichtungen nennen sollte.
Verschollenes Cohen-Album in Kroatisch
In den 1970-ern hatte Arsen Dedić, den viele als den maßgeblichen kroatischen „Kantautor“ bezeichnen, sogar ein ganzes Album mit Übersetzungen von Cohen-Songs aus der Feder von die Nikica Petrak aufgenommen. Dieses ist allerdings nie erschienen. Angeblich, weil die Bänder bei der Post-Produktion in der Plattenfirma Jugoton versehentlich gelöscht wurden.
Von vier dieser Lieder gibt es jedoch weitere Aufnahmen. Dazu gehört etwa Nancy (To sve je davno sad)
oder der Strangers Song
Vorahnung von Krieg und zerstörten Städten
Besonders eindrucksvoll – oder sollte man sagen: beklemmend – sind die Vorahnung von Krieg und zerstörten Städten in Stories of the Street (Ulične priče).
Dedic hat auch Cohens The Partisan in einer eigenen Version eingespielt.
Ein Lied, das besonders gut zu Jugoslawien mit seinem offiziellen Narrativ passt. Dabei hält er sich, ebenso wie bei seinen anderen Cohen-Interpretationen, musikalisch eng, um nicht zu sagen: sklavisch, an das Original. Dazu gehört auch mehrstimmiger französischer Gesang am Ende.
(Wieder einmal) eine eigen Sicht der Dinge: Džoni Štulić
Freier ging dieses Lied Branimir „Džoni“ (Johnny) Štulić, ehemalige Mastermind der Kultband Azra, an.
Bei ihm klingt das Intro fast wie „Lily of the West“ in der Version von Bob Dylan. Und auch inhaltlich geht er eigene Wege: Hier stirbt nicht eine alte Frau, die die Partisanen nicht verraten möchte, sondern ein junges Mädchen. Und die genauen Umstände ihres Todes bleiben im Unklaren.
Auch bei Štulić ist von drei Partisanen, von denen nur einer den Tag überlebt, die Rede. Bei ihm ist es jedoch nicht der Sänger. Dies gibt dem Lied eine andere Wendung, durch die dem Partisan auch seine Unverwundbarkeit genommen wird.
Und da wo es bei Cohen heißt
Through the graves the wind is blowing
singt Štulić
grobnica je javna kuća
Der Friedhof ist ein Bordell
Im Land der Partisanen eigentlich ein Afront!
Vermutlich hätte die Version von „Džoni“ Štulić Leonard Cohen besser gefallen als von Dedić!
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