Wir hatten ja kürzlich einen serbischen Film in deutschen Kinos angekündigt. Wir haben ihn jetzt gesehen und müssen uns teilweise korrigieren. Als Produktionsländer werden nämlich angegeben (Reihenfolge nach der Nennung auf Moviepilot) Serbien, Nordmazedonien, Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland und Montenegro. Also eine länderübergreifende Sache! Weshalb das Thema noch besser auf unsere Website passt.
Wir haben den Film inzwischen gesehen. Deshalb hier einige weitere Informationen zu diesem sehenswerten, aber weder einfachen noch gefälligen Film:
Nicht in die Irre führen lassen sollte man sich von dem Trailer, der scheinbar eine Komödie angekündigt. Dies ist zwar nicht falsch, gilt aber nur für das erste Drittel des Filmes .
Der Film wird als Genremix aus „Drama/Komödie/Fantasy“ vorgestellt. Es gibt also nicht nur leichte Kost, sondern zuhauf auch „Szenen, die dem Zuschauer einiges abverlangen“ und „brutale Zeichnungen postkommunistischer Lebensrealität zu einer echten Groteske, die nicht an Gesellschaftskritik“ spart und bei der man „sich schwerlich mit einer Person aus dem durchgeknallten Figuren potpourri identifizieren kann„
Diese Zitate sind aus der unserer Meinung nach gelungensten Rezension dieses Filmen im Dresdner Top Magazin. Wir fragen uns, ob es kein Zufall ist, dass diese differenzierte Kritik aus den neuen Bundesländern, wo man einen ganz anderen Bezug zu postsozialistischen Themen besitzt, stammt.
In Serbien tut sich die Kritik teilweise schwer mit dem Film, der im Original „Nebesa“ (Himmel/Himmelsreich) heißt. Noitz.rs stellt fest: Iako se zove Nebesa, novi film Srđana Dragojevića nažalost nisko leti (Obwohl er Himmelreich heißt, fliegt der neue Film von Srđan Dragojević leider niedrig“.
Worum geht es in dem Film? Um vieles – vielleicht zu vieles: Geboten werden Charakter- und Milieustudien aus dreißig Jahren nach-jugoslawischer Zeit, satirisch überzeichnete Erzählungen über das Verhältnis von Altkommunisten zur Religion und über die serbisch orthodoxe Kirche, über die autoritäre Politik und Justiz in Serbien und den dortigen Kunstbetrieb. Und as ist noch lange nicht alles.
Man kann dem Film mögen oder nicht. Er wird in jedem Fall trotz 122 Minuten Spielzeit nicht langweilig und bietet genug Stoff für die anschließende gemeinsame Rekonstruktion der zahlreichen Handlungsstränge und die Exegese von Einzelszenen.
Zwei Randbemerkungen: In dem Film sind einige wunderbare Lieder der 2016 verstorbenen Esma Redžepova zu hören. Wir sind im Kino bis zur Nennung des letzten Beleuchters im Abspann sitzengeblieben, um nur keinen Ton davon zu verpassen.
Interessant, wie unterschiedlich der Film angekündigt wird. In Deutschland setzte man auf den Heiligenschein in Kombination mit Engelsflügel und einem Hundertmarkschein als Bild auf dem Kinoplakat, in Serbien auf eine Zeichnung, in der der Protagonist mit zwei leichten Mädchen im Arme und eindeutigen Absichten im Herzen und unter der Gürtellinie in Richtung eines Kreuzes wankt.
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